Das Projekt TIEEDI

27.09.2018

Es ist fast ein Monat vergangen seit ich auf diese kleine Farm im Himalaja gezogen bin. Aufgebaut wurde sie von einem jungen Ehepaar, das vor drei Jahren ihr altes Leben mit gut bezahlten Jobs und bequemen, aber auch hektischen Stadtleben aufgegeben hat, um in den Bergen ein Permakultur Projekt aufzubauen.

Permakultur ist der Versuch, bei der Nutzung von Land und Ressourcen, Kreisläufe zu schaffen, die an die Struktur natürlicher Ökosysteme orientiert sind und die bereits bestehenden so wenig wie möglich zu durchbrechen. Dadurch kann deren Widerstandsfähigkeit und Stabilität auf menschliche Landnutzung übertragen werden. Um das verwirklichen zu können, ist es notwendig die Position der Menschen gegenüber der Natur zu hinterfragen und eine lernende, anstatt eine besitzende Haltung einzunehmen.

Am konkreten Beispiel dieses Projektes, konnte ich erfahren, dass diese Idee nicht nur Träumerei sentimentaler UtopisInnen ist, sondern eine rationale Haltung und Vorgehensweise, wenn die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten effektiv und langfristig genutzt werden sollen.

Eines der größten Probleme der Region Darjeeling, in der die Farm liegt, ist die Verschmutzung durch Müll, der für gewöhnlich direkt im Wald oder in den Flüssen landet. Die Menschen sind besonders deswegen sehr unmittelbar von der eigenen und von Außerhalb kommenden Verschmutzung betroffen, da die verunreinigten Flüsse die Häuser mit Leitungswasser versorgen.

Dies war eines der ersten Probleme, mit denen sich Utsow und Aashna konfrontiert sahen, als sie die Farm anfingen aufzubauen. Und weil dieses Projekt auch kein Rückzug aus der Gesellschaft bedeuten sollte, sondern eine Möglichkeit in diese einzuwirken, mobilisierten sie die verschiedensten Menschen aus der Nachbarschaft, um gemeinsam den gesamten Fluss zu reinigen, der durch das Gebiet der Farm verläuft. Dadurch gibt das Projekt vielen Leuten die Möglichkeit, an einer Situation etwas zu ändern, mit der sie in ihrem alltäglichen Leben konfrontiert sind. So ist die Farm auch ein Ort geworden, an dem verschiedene Menschen vorbeischauen, um ein wenig zu plaudern, Tee zu trinken und Gemeinschaft zu haben.

Zwei Kinder, die täglich einige Stunden hier verbringen, um Unterstützung bei Schularbeiten zu bekommen, aber auch darüber hinaus eine gute Zeit zu verbringen, in der sie einiges lernen können, sind der Anfang einer anderen Zukunftsvision des Projektes. Eine eigene Schule, in der Kinder lernen, während und indem sie an der Arbeit und dem Prozess der Farm beteiligt sind. Die Art des Lernens soll sich dadurch von der des regulären Schulsystems unterscheiden. Durch Selbstbestimmtheit und Ungezwungenheit, sollen die Kinder nicht verlernen, mit Lust am Lernen, die vielen neuen Dinge aufzunehmen, mit denen sie konfrontiert werden.

Aber das ist Zukunft. Was passiert jetzt gerade?

Alle paar Tage kommen neue BesucherInnen auf die Farm. Die einen, um eine kurze Auszeit vom stressigen Stadtleben oder dem heißen Klima der südlicheren Regionen Indiens zu nehmen. Andere haben, ähnlich wie Utsow und Aashna ihr altes Leben hinter sich gelassen und verbringen ein paar Tage oder Wochen ihrer Reise mit uns.

Die gemeinsamen Abende mit viel Essen und Unterhaltungen mit den BesucherInnen und anderen BewohnerInnen der Farm, sind genauso Teil meines neuen Alltags geworden, wie das frühe Aufstehen, die noch ungewohnte körperliche Arbeit oder die täglich neue Herausforderung, nasse Klamotten während der Monsunzeit zu trocknen.

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